Quittenbrot

joined 2 years ago
[–] Quittenbrot@feddit.de 1 points 1 year ago

Du meinst die Bahn sei kritische Infrastruktur, die nicht so streiken dürfen soll wie ein “normaler” Betrieb, ich nicht.

Vor dem Hintergrund, dass Millionen Menschen auf den möglichst reibungslosen Betrieb dieses Unternehmens angewiesen sind, ja. Das heißt natürlich nicht, dass gar nicht gestreikt werden soll, aber warum man seitens der GDL vom bisherigen Grundsatz 'Streik ja, aber mit ausreichend Vorlaufzeit für die vollkommen unbeteiligten Passagiere' abrücken musste, habe ich bisher noch nicht verstanden.

Du meinst was die Schlichter tun hat Hand und Fuß, ich nicht.

Naja, wenn im Rahmen des Schlichtungsprozesses jeder einen Schlichter ernennt und diese dann in den Prozess miteinander gehen, um einen Kompromiss auszuarbeiten, sollten jeweils beiden Seiten a) genügend Vertrauen in mindestens den eigenen Schlichter haben und b) damit rechnen, dass am Ende nicht 100% der eigenen Position herauskommen werden.

Das verstehe ich nicht so ganz, weil die müssen sich genauso an den Tarifvertrag halten wie die Bahn auch.

Ja, das verstehe ich eben auch nicht so ganz. Wenn sie jeweils eigene Tarifverträge mit der GDL schließen, müssten diese doch eigentlich unberührt von einem etwaigen Tarifabschluss mit der Bahn sein. Offenbar ist es jedoch so, dass die Einigung mit der Bahn auch dazu führen soll, dass die Abschlüsse mit den anderen Unternehmen sich entsprechend anpassen?

[–] Quittenbrot@feddit.de 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (2 children)

Ich danke dir für deine Antwort!

Das ist hier nicht so. Also, dieser Kompromiss ist so nicht möglich.

Das finde ich in dieser Ausschließlichkeit schwierig und würde dir gerne erläutern wieso:

Einmal, wegen den bereits gemachten Verträgen mit anderen Firmen, die nachverhandelt werden müssen, wenn die Einigung mit der Bahn anders wäre.

Eine Vereinbarung, die die GDL mit anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen schließt, kann nicht zu Lasten eines unbeteiligten Dritten, hier die Bahn, gehen. Soll heißen: wenn die anderen Unternehmen sich eine Vorbehaltsklausel einbauen lassen, dass das tatsächliche Ergebnis auf den Stand "zurückfällt", den die GDL letztlich mit der Bahn aushandelt, ist das grundsätzlich Problem der GDL in der Verhandlung mit den anderen und nicht eines der Bahn. Zumal man dann durchaus annehmen könnte, dass die anderen Unternehmen quasi konsequenzenlos erst mal Dinge zusagen können, im Wissen, dass sie die Bahn später eh abräumen wird. GDL und Bahn verhandeln jedoch ausschließlich über einen Vertrag zwischen ihnen beiden als Vertragsparteien.

Und andererseits, weil es ggf. eine Minimalforderung ist auf der halt bestanden wird und das muss eingesehen werden. Von der Bahn.

Ende Januar hieß es seitens der GDL, dass es darum knirscht, weil die Bahn auf zwei Kernforderungen nicht eingehen möchte:

  1. Die schrittweise Absenkung der Arbeitszeit von 38 auf 35 Stunden
  2. eine Tarifeinigung durch die GDL auch für Fahrdienstleiter

Zu 1. wissen wir ja mittlerweile, dass die Schlichter ein Ergebnis vorgelegt haben, dass die schrittweise Absenkung auf 36 Stunden vorsah. Das ist nicht 100%, aber es ist doch nah dran. Dass Weselsky in diesem Punkt dieser "kleine Fehler" unterlief, sieht auch nicht gut aus.

Zu 2. hier handelt es sich um eine reine gewerkschaftsinterne Forderung, die darauf zielt, die Machtbasis im Unternehmen zu vergrößern, nicht etwa konkrete Belange der Arbeiter. Macht und Prestige mögen wichtig sein für die Gewerkschaft, daraus jedoch eine kompromisslose Forderung abzuleiten, von der man nicht abrücken kann, kann ich nicht wirklich nachvollziehen.

Und die sind noch erstaunlich zahm. Das Thema läuft jetzt schon seit 6 Monaten und die Bahn sieht es immernoch nicht ein. Die könnten auch einfach komplett aufhören, für x Wochen. Totaler zusammenbruch des Bahntransports auf unbestimmte Zeit.

Natürlich könnten sie das theoretisch. Sie müsste dann jedoch auch für diesen Zeitraum den Lohnersatz finanzieren. Mit Blick auf das Konzept des Wellenstreiks scheint man mittlerweile jedoch eher daran interessiert zu sein, das Geld beieinanderzuhalten. Denn so muss man nur wenigen Mitgliedern Streikgeld zahlen, oder durch sog. Krankmeldungen gar keines, und sichert sich durch die Kurzfristigkeit trotzdem die größtmögliche Störwirkung. Schon heute wird die GDL dabei finnaziell großzügig durch den DBB unterstützt, nicht umsonst hat sich Weselsky dort ab 2012 einen hohen Posten gesichert. Ob die GDL sich also so einen von dir beschriebenen langfristigen Totalstreik leisten könnte, würde ich bezweifeln. Zumal umgekehrt durch die Bahn auch das Werkzeug Aussperrung genutzt werden könnte. So einseitig sehe ich die Macht nicht verteilt.

Das ist nicht das Ziel, aber es ist nicht anders möglich.

Aber warum soll es nicht anders möglich sein, war es doch bisher auch. Man kann durchaus im Rahmen eines Streiks die Arbeit niederlegen und den betroffenen Fahrgästen dennoch genügend Vorlaufzeit geben. Dass das jetzt nicht mehr gemacht werden soll, ist doch eine bewusst getroffene Entscheidung seitens der GDL. Das Unternehmen selbst als eigentlichen "Empfänger" von Streikaktionen trifft man doch trotzdem, denn die haben auch mit 48 Stunden Vorlauf trotzdem voll die finanziellen Einbußen zu spüren.

Die Bahn als Zwitterkonstrukt Privatunternehmen in öffentlicher Hand und Dienstleister der kritischen Infrastruktur ist in meinen Augen etwas anderes als ein rein privatwirtschaftlich geführtes Unternehmen. Insofern müssen auch die Streikformen diese besondere Struktur berücksichtigen, da wir als Bevölkerung/Volkswirtschaft uns darauf verlassen können müssen. Das möchte Weselsky mit dieser Streikform meines Erachtens gezielt attackieren und das finde ich nicht gut, zumal ich es, wie oben erwähnt, für nicht notwendig erachte.

[–] Quittenbrot@feddit.de 2 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (4 children)

Bahn und Staat haben sich jetzt schon massiv falsch verhalten und können gerne noch einen Bonus als Entschuldigung drauf packen.

Aber kannst du auch nachvollziehen, dass man als Außenstehender genervt davon ist, dass Herr Weselsky einerseits das Schlichtungsergebnis, das seinen Forderungen schon nah gekommen ist, falsch wiedergibt und dann weiter streiken möchte? Zumal, mit Wellenstreik, in einer Form, die in gezielt größtmöglichster Weise probiert, dem Fahrgast(!) zu schaden und die Planbarkeit zu nehmen? Ich verstehe nicht, auf welcher Grundlage er erwartet, dass nur die eine Seite (Bahn) sich bewegen müsste, er jedoch nicht.

[–] Quittenbrot@feddit.de 3 points 1 year ago

Aber so ist die Geschichte cooler!

Im Ernst: wollen wir diesen ganzen VT-Unsinn nicht lieber den wahren Profis vom rechten Rand überlassen?

[–] Quittenbrot@feddit.de 9 points 1 year ago* (last edited 1 year ago) (1 children)

Jetzt wird's sicherlich kontrovers: Ach, Preußen an sich geht schon klar..

Wir Deutschen machen es uns da gerne etwas zu leicht, wenn wir so tun als sei unsere Vergangenheit ein Produkt dieses Gebildes und nicht von uns Menschen gewesen.

[–] Quittenbrot@feddit.de 33 points 1 year ago (1 children)

Blonde, nordische Menschen, die aber nicht "so viel Araber ins Land gelassen" haben wie Schweden, würde ich mal annehmen.

[–] Quittenbrot@feddit.de 13 points 1 year ago (1 children)

Quatsch, denn Migration wird ja heutzutage GROßGESCHRIEBEN!1111!!!!

(/s, nur zur Sicherheit..)

[–] Quittenbrot@feddit.de 0 points 1 year ago

Especially more prolific ones and condemning them consistently with it is just hypocritical.

Accusing the critical statement about country A of hypocrisy because what about critical statement about country B is textbook whataboutism. Your "yea, but country B is as bad as country A because .." is exactly that.

You don't need to imply that country A is better than country B or vice versa, because the point of whataboutism is to relativise the criticism by pointing to another. This article is about China and their actions, your contribution to the discussion was to immediately steer it to "the Americans" - why's that?

[–] Quittenbrot@feddit.de -1 points 1 year ago (4 children)

literally said it was wrong for the US and China. It’s the opposite of whataboutism.

From the definition of whataboutism linked above, my italics:

the act or practice of responding to an accusation of wrongdoing by claiming that an offense committed by another is similar or worse

You are doing exactly that.

[–] Quittenbrot@feddit.de 42 points 1 year ago (5 children)

A complaining spoiled kid shielded from the truth is only the minor problem here. Her own university siding with this kid and putting commercial interest above academic freedom and accuracy in this spineless appeasing move is what makes me speechless.

[–] Quittenbrot@feddit.de 1 points 1 year ago

Die Ideen und dahinterstehenden Fakten sind bei Grünen und ihren Wählern Allgemeinwissen.

Ja, dieses "Allgemeinwissen" wird aber von Kritikern direkt als rein ideologisch begründet kritisiert und im Endeffekt haben die meisten ja tatsächlich keine primär volkswirtschaftlichen Motivationen für ihre Position. Hier kommt jetzt einer, der nicht im Verdacht steht, diese Positionen ideologisch und auf Kosten, sondern tatsächlich zum Wohle der Wirtschaft zu vertreten. Dessen Aussage man also nicht wie sonst wegdiffamieren kann.

Und auch die Kritik an der Politik endet ja nicht an der Ampel, wenn er auch davon spricht, bezüglich der Zuwanderung eine jahreszehntealte Lebenslüge zu begraben. Wer liest, wird sehen, dass sich seine Kritik insbesondere an den Parteien entzündet, die er nach dir vermeintlich verteidigt.

Ich finde es schon irgendwie absurd, dass die Reaktionen hier darauf, dass mal einer aus einem "anderen Lager" Positionen aufgreift, die der eigenen entsprechen, primär Angriffe auf diese Person sind. Was ist wichtiger, Anliegen oder Personenkreis?

[–] Quittenbrot@feddit.de 6 points 1 year ago (2 children)

Die Ideen haben ist das eine, sie mit entsprechend hergeleiteten Berechnungen und Belegen fundiert zu untermauern das andere.

Ob das hier passiert ist, kann ich dir nicht sagen. Aber diese pauschale Kritik an geäußerten vermeintlichen Offensichtlichkeiten durch Fachleute erinnert mich an Stammtisch und finde ich unnötig.

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