Wir können ja auch einfach mehr arbeiten, dann hat man Probleme wie zu viel kritisches Denken, Freizeit und Selbstreflexion auch nicht mehr…
/s
Wir können ja auch einfach mehr arbeiten, dann hat man Probleme wie zu viel kritisches Denken, Freizeit und Selbstreflexion auch nicht mehr…
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Brecht finde ich auch super. Hast du Mutter Courage schon gelesen? Das finde ich besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Kriegstreiberei auch ein extrem relevantes und spannendes Stück. Die von dir angesprochene geschwollene Sprache ist mir darin auch nicht wirklich aufgefallen. Aber vielleicht ist das bei Johanna einfach schlimmer oder ich nicht sensibilisiert genug… Werde die Heilige Johanna auf jeden Fall mal auf meine Leseliste setzen, auch wenn mein nächster Brecht wohl eher das Leben des Galilei werden wird
Ich hab mal wieder einen schönen Film geschaut. Flickering Lights ist eine dänische Komödie mit viel dunklem Humor über vier Gangster, die nach einem missglückten Abend Copenhagen überstürzt verlassen und quasi aus Versehen ein Restaurant eröffnen. Teilweise sehr lustig und für einen Film der frühen 2000er auch gar nicht so schlecht gealtert. Einzige Kritik: den Bechteltest besteht der Film sicher nicht. Frauen sind hier im besten Fall lieblose Mütter, im schlimmsten schwangere Nervensägen die einfach sitzen gelassen werden.
Gelesen habe ich diese Woche gleich 3 Bücher. Woyzeck von Georg Büchner, was ich bereits in der Schule gelesen hatte. Damals hatte ich es aber wie auch schon die Räuber nicht besonders spannend gefunden. Heute kann ich sagen dass das Buch ein beeindruckend modernes und gesellschaftskritisches Werk mit einigem an philosophischem Tiefgang ist.
Außerdem habe ich die Lausbubengeschichten von Ludwig Thoma gelesen. Fand ich ganz nett, auch hier findet man durchaus berechtigte Sozialkritik und nette kleine Geschichten aus dem Alltag in Bayern zu Beginn der Moderne. Man erkennt aber leider auch die gewohnte Bavarian-Supremacy-Denke, die damals wohl noch etwas Neues war, heute aber berechtigterweise ganz Deutschland zum Hals heraushängt.
Zu guter letzt habe ich noch John Steinbecks Cannery Row gelesen. Das hat mir sehr sehr gut gefallen. Trotz einiger tragischer Elemente würde ich die Handlung als Feel-Good-Story bezeichnen. Man erkennt hier gut die Non-Teleologische Philosophie Steinbecks, und seine Liebe zu seinem Freund Ed Rickets, der jung bei einem Zugunglück verstarb. Die Charaktere sind sehr sympathisch und die Art wie die Gesellschaft trotz der widrigen Bedingungen und Armut zusammenhält ist leider fast utopisch. Auch die Erzählweise, bei der Steinbeck immer wieder kleine Vignetten zwischen die Fortführung der Haupthandlung streut hat mir beim lesen gut gefallen und trägt dazu bei ein sehr lebendiges Bild von Monterey zu zeichnen.
Ich habe gestern “Burmese Days” von George Orwell fertig gelesen. In letzter Zeit habe ich ja bereits einige Bücher über unterschiedliche koloniale Szenarien gelesen. Burmese Days ist zwar nicht das beste, sicher aber das emotional anspruchsvollste Werk darunter. Die psychologische Welt der Charaktere ist sehr realistisch und nachvollziehbar beschrieben, was viele der emotionalen Szenen kaum ertragbar macht.
Tap for spoiler
Das Ende, der Rituelle Selbstmord des Autors, ist mMn ein genialer Schritt von Orwell um diesen schrecklichen Teil seines Lebens endlich hinter sich zu lassen.
I am by no means a fan of the Chinese government, but they are leagues ahead when it comes to these issues compared to many western nations. Yes, they still open new coal plants, yes, they still run a lot of dirty industries and yes, I’d take most numbers coming out of china with a load of salt.
BUT they also have about 1/7 of the global population to take care of, while at the same time handling manufacturing for a good chunk of the rest of the world and their environmental footprint per person is lower than most western nations that aren’t even manufacturing anymore.
Ich bin nach den beiden Büchern von José Rizal bei dem Kollonialthema hängen geblieben und habe diese Woche “Heart of Darkness” von Joseph Conrad gelesen. Andere Perspektive (des Kolonialisierenden statt des Kolonialisierten), andere Kolonialmacht (Belgien statt Spanien), andere Kolonie (Congo statt Philippinen), aber viel von der gleichen Ungerechtigkeit, Brutalität und Korruption.
Heart of Darkness ist aber, vom Thema abgesehen, eine vollkommen andere Geschichte. Der Fokus liegt hier nicht auf den Auswirkungen auf die Gesellschaft und das System, sondern auf den psychologischen Auswirkungen des Kolonialen System auf das Individuum. Die Handlung sollte vielen bekannt sein, zumindest denjenigen, die “Apocalypse Now” von Francis Ford Coppola gesehen haben. Dies zeigt auch schon die Universalität der Gedanken, die Conrad verarbeitet. Das Szenario ist fast egal, es könnte genauso gut in einer römischen Kolonie vor 2000 Jahren spielen, wie bei Coppola in Vietnam, oder in Irak, Ghaza oder Afghanistan. Die Dynamik und psychologische Korruption die durch Kolonialismus entstehen bleiben gleich.
Fand The Expanse überragend, sowohl als Serie als auch als Buch. Als ich die Serie geschaut habe hatte ich mir unbedingt ein etwas längeres Ende gewünscht. Muss aber nun da ich sie gelesen habe sagen, dass ich im Nachhinein verstehe warum sie die letzten drei Bücher nicht mehr verfilmt haben. Sie sind zwar immer noch gut und spannend, machen aber einen eigenen Handlungsstrang auf, der nur noch lose mit der Handlung der ersten 6 verbunden ist. Wünsche dir viel Spaß beim lesen!
Nachdem ich letztens Schillers “Wilhelm Tell” gelesen hatte und eher enttäuscht war, bin ich nun mit “Die Räuber” fertig. Dieses Stück hat mir um Welten besser gefallen als der Schweizer Nationalmythos. Es behandelt ähnliche Fragen, ist in seinen Ansichten und der Art der Betrachtung dieser Themen jedoch deutlich moderner und intelligenter als Tell. Die tragische Familie Moor und ihr Schicksal sind toll charakterisiert und auch die Sprache die verwendet wird ist machtvoller und besser zu lesen.
Außerdem bin ich nun endlich mit José Rizals zweitem Buch, “El Filibusterismo” fertig. Der erste Teil, “Noli me Tangere”, hatte mir zwar dank der tollen Beschreibung der Welt gut gefallen, die Geschichte an sich fand ich damals jedoch etwas dürftig. Nun im zweiten Teil hat sich das geändert. Obwohl zunehmend auf einen echten Hauptcharakter verzichtet wird, ist die Handlung extrem spannend und man will wissen wie es für die Figuren weitergeht. Die Parallelen zum Graf von Monte Cristo werden nun ausdrücklich, Rizal nutzt Teilweise sogar dessen Aliases um seinen eigenen Protagonisten zu beschreiben. Dieser ist nun zum düsteren Rächer und Revolutionär herangewachsen, der eine utilitaristische Strategie verfolgt um die Philippinen von ihren spanischen Kolonialherren zu befreien. Jedoch agiert Simoun/Ibarra vor allem durch Intrigen im Hintergrund der Handlung, während die Haupthandlung von den Leben eines breiten Angebots neuer und alter Charaktere vorangetrieben wird. Diese stellen alle unterschiedliche Facetten der Gesellschaft dar und zeigen eindrücklich den korrumpierenden Einfluss des Kolonialregimes. Nach dem lesen des ersten Teils war ich mir noch unsicher, weshalb Rizal für seine Bücher als Revolutionär hingerichtet wurde. Nachdem ich jetzt den zweiten Teil gelesen habe kann ich es aus Sicht der Spanier gut nachvollziehen, auch wenn Rizal natürlich recht hatte. Sehr gutes Buch, kann man jedem Empfehlen.
Edit: Fast vergessen, “Der Besuch der Alten Dame” von Dürenmatt habe ich letztes Wochenende im Zug auch noch gelesen. Kurzweiliges und unterhaltsames Buch dass sehr aktuell und interessant über Moral, Schuld und Macht nachdenkt. Auch sehr zu empfehlen!
Dann hoffe ich mal für dich dass der Rest der Serie dir genauso gut gefällt. Mich hat die Weiterführung und v.a. das Ende leider nicht beeindruckt…
Die erste Staffel Westworld hat mir richtig Spaß gemacht. Planst du weiter zu schauen?
Bin gerade mit Gerhart Hauptmanns “Die Weber” fertig geworden. Hauptmanns Idee, statt eines zentralen Protagonisten eine ganze Gesellschaftsschicht dazu zu erklären macht dieses Stück zu einer sehr interessanten Lektüre und hat mich ein wenig an José Rizals Bücher über den spanischen Kolonialismus in den Philippinen erinnert. Die Sprache im Dialekt ist etwas gewöhnungsbedürftig, macht das Ganze aber auch sehr authentisch und hilft dabei die Weber von den Hochdeutsch sprechenden Fabrikanten zu differenzieren.
Außerdem hab ich “Danton’s Tod” von Georg Büchner gelesen. Dabei hab ich mir schwer mit den vielen kulturellen und historischen Referenzen getan. Besonders die alten Römer hatten es den Revolutionären wohl angetan. Wenn man sich dann aber mal die Zeit nimmt den Text zu verstehen ist das Stück voll mit großen Gedanken und Ideen und verwendet eine wunderschöne poetische Sprache. Das ganze Stück ist vollgestopft mit tollen Zitaten, das bekannteste darunter ist wohl Danton's Vergleich der Revolution mit Saturn, der seine Kinder frisst. Danton denkt zwar oft sehr fatalistisch, trotzdem hat er eine sehr moderne und naturalistische Philosophie über uns Menschen und unser Miteinander.