Einige Urlauber und Einheimische, die am Warener Müritzufer spazierten, wunderten sich über Gebrüll und Polizeiaufgebot.
"Es war nie vorbei", sagte Warens ehemaliger Bürgermeister Günter Rhein über den Rechtsextremismus im Land und auch in Waren. Rhein gehörte zu der bunten Gruppe von Menschen, die sich am Sonntag am Warener Kietz versammelten, um lautstark gegen Anhänger der Neuen Stärke Partei zu demonstrieren.
"Zurück zu unseren Traditionen" lautete das Motto für die angemeldete Veranstaltung der Gruppierung. Etwa 12 Anhänger waren am Sonntag vor Ort.
Da hat man aber alle Kräfte zusammengekratzt
Mit dabei war auch Christian Worch. Der 67-Jährige gilt als einer der führenden Kader der deutschen Neonazi-Szene. Worch war Funktionär verschiedener rechtsextremer Gruppierungen und Parteien sowie Organisator und Redner bei einer Vielzahl von Neonazi-Demonstrationen. Er sprach jetzt auch in Waren.
Mitglieder der rechtsextremen Gruppierung Neue Stärke Partei hatten in der Vergangenheit mehrfach Veranstaltungen gestört und auch den Präsidenten der Stadtvertretung, Rüdiger Prehn (Die Linke) bei einer Gedenkveranstaltung angegriffen, sowie einen Pressevertreter.
Auch am Rande der jüngsten Veranstaltung des Warener Demokratiebündnisses fiel ein Mitglied der Neuen Stärke Partei auf.
Nach Informationen des Nordkurier hatte die Polizei ein Platzverbot für die Gruppe ausgesprochen. Weil sich einer der Gruppe den Anweisungen der Beamten widersetzte, wurde er festgenommen und abtransportiert.
Die Neue Stärke Partei (NSP) wurde im Mai 2021 in Erfurt gegründet. Vorsitzender ist der Warener Christoph Thews. Wie es im 2023 veröffentlichen Verfassungsschutzbericht von MV heißt, vertreten die Mitglieder der NSP eine biologisch-rassistische und eine der Ideologie des Nationalsozialismus nahestehende Weltanschauung. "Die NSP widerspricht somit offen der in Deutschland geltenden freiheitlich demokratischen Grundordnung", heißt es weiter.
In Kreisen der Antifa wird die Neue Stärke Partei kritisch beobachtet, allerdings auch mit viel Spott "Es ist die zerstrittene Naziresterampe aus gescheiterten Personen, die vorher in anderen Gruppen wie der NPD oder dem Dritten Weg waren", sagte ein Sprecher in Waren.
Die weiß-rote Fahne der NSP lag nicht lange auf dem Ehrenmal am Kietz. Einer der Gegendemonstranten nahm sie in einem Moment der Unachtsamkeit mit und haute ab.
Dass in Waren nach wie vor Rechtsextreme ihre Parolen rufen, erschüttere ihn, sagte Günter Rhein. Nach der Wende habe er gehofft, dass die Menschen mit der wiedererlangten Freiheit vernünftig umgehen würden.
"Ich bin Nachkriegskind und habe von meinem Vater mitbekommen, dass man dafür sorgen soll, dass es nie wieder passiert, dass sich Menschen in Krisen von Rattenfängern vom eigentlichen Sinn des Lebens abbringen lassen und sich über andere Menschen stellen", sagte Rhein.
Der langjährige Warener Bürgermeister gehört zu den Unterstützern des neu gegründeten Demokratiebündnisses und wird dort auch als Redner sprechen. Neben Rhein gab es auch weitere bekannte Persönlichkeiten, die an der Gegendemo teilnahmen, darunter Rüdiger Prehn, Sebastian Paetsch und Martin Brümmer.