Seit Ende Februar ist Tim Lochner der gewählte Chef im Rathaus von Pirna. Nun formiert sich Widerstand gegen den ersten Oberbürgermeister, der für die AfD angetreten ist.
Einen Tag nach seiner Vereidigung haben Hunderte Menschen im sächsischen Pirna mit Regenbogenfahnen und Transparenten gegen den neuen Oberbürgermeister Tim Lochner (54) protestiert. Vor dem Rathaus hielten sie Schilder wie „Pirna ist bunt“, „Menschenrechte statt rechte Menschen“ oder „Der Unterschied zwischen 1933 und 2024? Bist Du“ in die Höhe.
Zu der Kundgebung auf dem Marktplatz hatte ein Aktionsbündnis aus der Zivilgesellschaft unter dem Motto „Alle zusammen für Solidarität und Offenheit“ aufgerufen, um für Demokratie und Vielfalt, „gegen Hetze und Populismus von AfD und anderen Rechtsextremen“ zu demonstrieren. Nach Angaben der Polizei blieb die Veranstaltung friedlich und störungsfrei.
Der parteilose Kommunalpolitiker Lochner war für die AfD angetreten und hatte auch einen nötigen zweiten Wahlgang im Dezember gewonnen. Der Restaurator, früher CDU-Mitglied, ist seit 2014 im Stadtrat aktiv. In die AfD eintreten will er nach eigenem Bekunden nicht.
Der Verfassungsschutz hatte deren Landesverband Ende 2023 als rechtsextremistische Bestrebung eingestuft – darin sah Lochner für sich kein Problem.
Vor rund drei Wochen gewann der AfD-Politiker Rolf Weigand die Bürgermeisterwahl im mittelsächsischen Großschirma. Er ist damit neben Lochner der zweite Mann, der für die AfD in Sachsen einen Bürgermeisterposten besetzt. Er entschied die Wahl klar mit 59,4 Prozent der Stimmen für sich.
Der Landtagsabgeordnete Weigand war als Einzelbewerber gegen zwei weitere Kandidaten angetreten. André Erler kam für die Unabhängige Bürgervereinigung auf 22,3 Prozent. Gunther Zschommler erreichte für die CDU 18,2 Prozent.
Die Wahl in der 5500-Einwohner-Kleinstadt war nach dem Suizid des langjährigen Amtsinhabers Volkmar Schreiter im vorigen Herbst nötig geworden. Weigand trat auch schon bei der vorigen Bürgermeisterwahl an, war damals aber Schreiter unterlegen.