this post was submitted on 17 Jul 2023
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Technologie
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Ich denke, dass der Grund dafür einerseits ganz einfach ist, andererseits von vielen Menschen aber völlig übersehen wird. Es liegt an der persönlichen Esskultur. Unsere Gesellschaft sieht überall auf der Welt für Essen Fleisch/Fisch + x als Goldstandard an. Da das so ist, sind besonders Menschen in den wohlhabenden Ländern mit genau dieser Esskultur aufgewachsen, es ist das, was normal ist und wenns anders ist, also zum Beispiel vegan ohne einen Ersatz für Fleisch, dann ist es irgendwie unbefriedigend.
Und ich glaub daher kommt nen Haufen der aktuellen Probleme. Vielen ist bewusst, dass Fleischkonsum scheiße ist, sowohl moralisch als auch klimatechnisch, nur seine Kultur mal eben so zu ändern ist eben nicht einfach. Ist doch mit ner Verkehrswende weg vom Auto nicht anders, im Grunde isses sogar genau die gleiche Problematik.
Daher find ich, dass dieser Markt für Fleischersatzprodukte jeder Art unglaublich wichtig ist und vieles ist ja auch schon hervorragend. Wenn diese Dinge jetzt bloß endlich mal anfangen würden, billiger statt teurer als echtes Fleisch zu sein...wer weiß wie die Gesellschaft dann drauf reagieren würde? Ich für meinen Teil als Flexitarier sehe mich zum Beispiel niemals mehr beim KFC irgendwas auf Fleischbasis essen, weil deren vegetarische Option hervorragend schmeckt und genausoteuer ist wie das Original.
Also soweit ich das überblicke geht es in erster Linie um zwei Punkte, nämlich den geschmackliche und den gesellschaftlichen Aspekt.
Zum Geschmack kann ich dir eigentlich nur zustimmen. Im Kern geht es hierbei ja nur darum, dass es schmeckt und dass man einen bestimmten Geschmack mit einer bestimmten Sache verbindet. Da sollte einem halt klar sein, dass das Meiste künstlich erzeugt ist, was ja, solange es einem schmeckt und nicht schädlich ist, nichtmal schlimm ist. Um da zu den Sojabohnen zu kommen, würde ich sagen, dass es doch letztlich Jacke wie Hose ist, auf welchem Weg der Geschmack erreicht wird: Ändere ich die Bohne so genetisch, dass sie nach Schwein schmeckt (was auch immer der Wahlgeschmack für Schwein dann auch sein mag^^), dann ist es doch gut. Welcher Weg letztlich der bessere ist, also gewürzter "Schweinegeschmack" oder genetischer "Schweinegeschmack", kann doch tatsächlich mal erfolgreich der Markt entscheiden, der soll sowas doch total gut können. Ansonsten haste hier aber in vielen Punkten absolut recht. Vieles ist acquired taste und theoretisch, gerade bei Überwürzung und Übersüßung, ist das rückgängig zu machen, nur muss man das halt eben auch erstmal schaffen und Ersatzprodukte jeder Art geben doch dann ein top Methadon ab, um kurzfristig Weg von der schlechten Ernährung zu kommen.
Zum gesellschaftlichen Aspekt ist eigentlich nur Folgendes zu sagen: Tja. Aber Spaß beiseite, mein Ansatz ging tatsächlich von Deutschland oder Europa aus, weil ich diese Kultur in Ansätzen kenne und hier sind wa ja praktisch über den Punkt hinaus, in dem asiatische Länder stecken sollen (Fleisch als Statussymbol habe ich auch gehört, aber mir fehlt jegliche Möglichkeit es zu verifizieren): Fleisch ist nicht mehr Statussymbol, sondern Grundnahrungsmittel. Und genau aus dieser Denke herauszukommen, ist doch das Problem: Wenn ich nichts hab und am arsch bin, die Billigwurst des Discounters meiner Wahl habe ich am Ende doch. Diese Grundhaltung in der Essenskultur wird man nur sehr schwierig ändern können, also gebt den Leuten ihr Methadon und macht es billiger als das Original, dann wird es hoffentlich nur noch Hardliner geben, die unbedingt wollen, dass für ihre Wurst auch nen Tier gestorben ist. Tja und bei den asiatischen Ländern weiß ich nicht....verständlich wäre das nachgesagte Verhalten, aber kein Plan wie es dann da weitergehen soll.
Joa also kleine Communities haben halt dann eben auch ihre Vorteile, womöglich verstecken sich diejenigen, die sich net benehmen können einfach noch, weil sie sonst zu auffällig wären. Falls es dir aber fehlt, kann ich dich, obwohl ich das mein Lebtag noch nicht gemacht habe, sicherlich auch als Autistin bezeichnen, wenn du magst ginge sicherlich auch linksgrünversifft, dafür scheinst du dich auch hinreichend zu qualifizieren. XD
Aber abseits vom Spökes würde ich es mir in der Tat weiterhin anmaßen als Deutscher für die europäischen Essgewohnheiten zu sprechen, da es hierbei ja nicht um konkretes Essen geht, sondern um grobe Essgewohnheiten. Darum sprach ich ja auch von Fleisch/Fisch + x. Ich würde behaupten, dass Europa als ganzes so reich ist, dass für die meisten Menschen Fleisch erschwinglich ist und darum ging es mir ja, also, dass die Norm für ein gutes, vollständiges Essen überall in Europa aus Fleisch/Fisch mit ner Beilage besteht. Auch wenn ich es selbst nie gegessen habe, meine ich doch zu wissen, dass so ein Jägerschnitzel Pommes dabei hat...so haben wa doch auch bei sowas seltsamen beide Komponenten. :D
Ansonsten haste da aber in Sachen Label vollkommen recht, die müssten deutlich besser sein. Und da ich aus dem Bildungswesen komme, würde ich da sogar noch eine weitere Komponente fordern: Ausweitung des Sportunterrichts inklusive einer Erweiterung der Kernlehrpläne um die Ernährungs- und Trainingswissenschaft. Man sollte den Menschen halt eben auch die Fähigkeit, gesund zu leben, an die Hand geben anstatt darauf zu hoffen, dass die Eltern das hinkriegen.
So und schließlich muss ich natürlich noch zu den Bergdeutschen kommen. Also ich kenn das nur aussem de subreddit, ich würde nen Österreicher halt Österreicher nennen.^^ Wobei ich die Abstammung aber auch eher als deutsch und nicht als slawisch verorten würde. Allerdings muss ich hier auch eingestehen, dass ich davon erstaunlich wenig Ahnung habe, obwohl ich Geschichte unterrichte...da wird Österreich halt eher ans Reich angeschlossen und das wars.^^ Aber soweit ich mich außerhalb der Lehrinhalte auskenne, hätte ich doch gesagt, dass Österreich nach dem Ersten Weltkrieg auf die habsburgischen Kernlande reduziert wurde und als die Dynastie, die viele Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation gestellt hat, hätte ich die Habsburger als Deutsch bezeichnet - auch wenn sie bei der deutschen Nationalstaatsgründung durch den Deutsch-deutschen Krieg von 1866 gezielt ausgeschlossen wurden.
Ich würde mir auch einfach mehr vegane Gerichte wünschen die nicht versuchen Fleischersatz zu sein. Bei dem Fleischersatz gibt es alles von "schmeckt gut aber nicht wie Fleisch" bis "schmeckt total ekelhaft, ich krieg gleich das Kotzen" aber die letzte Kategorie ist mir bei veganen Nicht-Fleisch-Gerichten eigentlich noch nie untergekommen.
Die Produkte richten sich an Menschen die pflanzlich mal probieren wollen aber es soll sich nichts ändern. Scheitert halt viel zu oft was echt schade ist da eine vegane Ernährung eigentlich so viel Potential für neues und leckeres hat.
Dann können "mein Schnitzel ist mein Leben" Leute sagen sie haben es "mal probiert" und weiter töten.
Das Traurige ist dass diese Ersatzprodukte meistens halt wirklich nicht besonders schmecken. Ich hab z.B. verschiedenes veganes Hackfleisch probiert und kein einziges davon schmeckt annähernd wie Fleisch oder irgendwas leckeres. Die meistens haben einen leicht bitteren, künstlichen Rauchgeschmack irgendwie. Da ist man viel viel Besser mit Pilzen, oder Kichererbsen/Bohnen bedient! Oder Tofu, welches man selbst irgendwie vernünftig würzt.
Und Linsen, aber auch Sojagranulat, das kommt ungewürzt und geht für echt vieles je nach Würzung.
Die meisten vegx lebenden Menschen machen das auch so. Auch die meisten Fleisch essenden Menschen bereiten ihr Gemüse so zu, dass es als Gemüse gut schmeckt und versuchen nicht, es z.B. wie Brot schmecken zu lassen.
Die Ersatzprodukte richten sich an Menschen, die Essen mit Fleisch gewohnt sind oder waren. Ich würde z.B. schon gern mal wieder Königsberger Klopse essen (so wichtig ist es mir aber auch nicht, und auf einen teuren und halbherzigen Ersatz habe ich keine Lust).
Und es sind Bequemlichkeitsprodukte. Gut, dafür müssten sie nicht Fleisch imitieren, aber vielleicht ist der Markt noch nicht groß genug, so dass da zwei Kundengruppen mit einem Produkt bedient werden.
Bei Burgern finde ich 'ehrliche' Gemüsefrikadellen auch tatsächlich oft nicht so geil (gibt Ausnahmen). Viele Fleischimitate hingegen schon. Ich möchte aber doch gern klar erkennen können, dass das nicht mit Fleisch verwechselt wurde.
Weil Fleisch geil schmeckt. Jetzt nicht Schwein und Rind, aber Huhn und Pute sind einfach gut schmeckende Dinge zu essen. Wenn dafür kein Tier sterben muss ist es ein win win