this post was submitted on 26 Oct 2023
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Das Problem ist nicht die Anzahl der Praxen die ganz zu sind sondern die massive Verkürzung der restlichen Praxiszeiten (hier hat man weitaus massiver Zugeschlagen und in manchen Regierungsbezirken fallen mehr als 60% der gesamten Öffnungszeiten weg). Ein Großteil der Praxen sind nur noch Mittwoch Nachmittag und am Wochenende geöffnet,dort auch oft nur stark verkürzt.
Und das in einem System das bereits vorher massiv ausgedünnt wurde:
Wir haben in BW bereits massiv die Besetztstunden dieser Praxen ausgedünnt und es gibt in ganz BW überhaupt nur noch zwei (naja, eigentlich eine) Praxis die wirklich durchgehenden Notdienst garantiert -das war vor 10 Jahren noch Standard. Im benachbarten Hessen haben die Praxen im Schnitt doppelt so lange geöffnet als es in BW vor der Kürzung der Fall war.
Das wird zu verschiedenen Problemen führen:
Die Patienten werden die Notaufnahmen aufsuchen. Dort werden sie hinten in der Triagereihenfolge kommen und entsprechend lange warten. Das führt zu einer Zunahme an verbaler und körperlicher Gewalt gegenüber Klinikpersonal.
Ein Teil der Patienten wird anstatt die Notaufnahme aufzusuchen die 116117 anrufen - was ja erstmal in Ordnung ist. Diese wird aber in BW mittlerweile nicht mehr durch qualifizierte Disponenten(die früher in den Rettungsleitstellen angesiedelt waren) sondern durch ein Callcenter in Chemnitz abgefragt. Deren Abfrage beschränkt sich aber quasi auf das Vorlesen eines (schlechten) Algorithmus. (Diesen kann jeder online ausprobieren als Chatbot). Das führt dazu,dass Patienten statistisch gesehen übertriagiert werden und der Rettungsdienst alarmiert wird. In einem gewissen Ausmaß ist das wünschenswert, allerdings ist der Algorithmus der KVBW maximal auf "cover my ass" ausgelegt, wissenschaftlich kaum validiert und prinzipiell aus verschiedenen Gründen ungeeignet - es gäbe übrigens durchaus bessere Algorithmen die aber mehr Geld und Aufwand kosten. Wird hier der Rettungsdienst alarmiert ist das aber ein riesen Problem. Denn dieser steht noch viel mehr mit dem Rücken zur Wand als die KV Ärzte-Es fehlen mehr als doppelt so viele NotfallsanitäterInnen im Länd als es Poolärzte gibt. Von den Kosten da eine Crew mit 2 Leuten&200.000€ Auto hinzuschicken die dann nicht einmal hausärztlich qualifiziert ist und ggf. alleine aus diesem Grund in die Klinik transportiert ganz zu schweigen. Fakt ist: Man kriegt jetzt schon kaum die Notfälle abgedeckt & bereits wenige Prozent Mehreinsätze werden die Eintreffzeiten bei lebensbedrohlich erkrankten Menschen massiv erhöhen.
Dummerweise gibt es auch die entgegen gesetzte Seite: Ein Teil der Patienten die sonst in die KV Praxen gegangen wären, werden es nun doch aufschieben weil es ja doch nicht so schlimm ist - weil sie niemandem zur Last fallen wollen im KH, weil sie vorbehalte gegen das KH haben, etc. Dumm nur: Diese Menschen haben leider überdurchschnittlich oft doch etwas. Eine mittlere bis größere KV Praxis sieht im Schnitt einmal pro Tag eine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Sei es der Oberbauchschmerz der doch ein Infarkt ist oder der Darmverschluss. Diese Patienten haben nun ein Problem.
Man kann es kurz fassen: Die Versorgung ALLER Bürger im Land ist deutlich schlechter geworden und es werden Menschen deswegen sterben. Ich behaupte sogar: Mehr als durch Corona außerhalb der Hochrisikogruppen starben.
Das Vorgehen der KV ist dabei besonders dreist: Denn es ist seit JAHREN bekannt,dass diese Art der Scheinselbständigkeit vor dem BSG so nicht funktioniert. Denn exakt die gleiche Situation hat man damals vor dem BSG gehabt und damals wurde genau gleich agiert - nur das man damals bei der Bundesregierung eine Sonderlösung nur für die Ärzte ins SGB schrieb. Sollte man dies nun wieder versuchen wird es langsam echt schwer dem Maler, Ingenieur oder Anwalt zu erklären warum er den riesen Aufwand betreiben muss um nicht als scheinselbständig zu gelten. Denn wie du schriebst: Es wäre problemlos möglich, dass die KVen entsprechende Servicegesellschaften betreiben um alle diese Poolärzte ganz normal sozialversicherungspflichtig zu beschäftigen. (Und das Argument "dann macht es keiner" ist ausgelutscht, gibt X Beispiele die das widerlegen.) Das wäre nämlich die einfachste Lösung. Lustiger Weise müssten die Kassen das sogar bezahlen.
Nur ist die für die KV die unangenehmste: Man hätte auf einmal großen Aufwand UND die Kassen hätten dann weitergehende Einblicksmöglichkeiten was die Notdienstversorgung wirklich kostet. Bis jetzt kriegen die KVen bei stetiger Verschlechterung der Leistung dafür nämlich Milliarden die in ein schwarzes Loch verschwinden.
Eigentlich muss ein riesiger Aufschrei durch das Land gehen. Nicht nur BW - denn es betrifft alle
Source: Ich bin Fachberater für genau den Shit, lehre den Scheiss und hab langsam keinen Bock mehr. Denn wissenschaftlich wie juristisch ist das eigentlich seit 20 Jahren klar.