this post was submitted on 28 Sep 2023
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Deutschland

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Sammelbecken für deutsche Kartoffeln und ihre Geschichten über Deutschland.

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CDU-Chef Friedrich Merz hat sich mal wieder in einer Talkshow blamiert. Nicht zum ersten Mal wiederholte er rechtsextreme Narrative, nicht zum ersten Mal stellte er dabei die politische Haltung über die Fakten. Doch es geht hier nicht nur um Lügen über die Zähne von Migrant:innen. Hinter Merzs Statement steckt ein weiterer Versuch der Diskursverschiebung nach Rechts, der die Tür für die AfD weit aufmacht. Denn eine Lösung für das scheinbare Problem bietet auch Merz nicht an. Man kann nicht einfach Leute abschieben, nur weil es Herrn Merz gerade so gefällt. Dagegen stehen moralische Gründe – aber eben auch rein pragmatische Hindernisse.

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[–] Ooops@kbin.social 39 points 2 years ago* (last edited 2 years ago) (43 children)

Nein, moralische Gründe funktionieren sehr gut. Wenn man sie mit anderen Gründen verknüpft und nicht ständig versucht, die Tatsachen für rechte Narrative zu verzerren.

  • Aufnahme von Flüchtlingen die wir aus moralischen Gründen auf Grund der Zustände im Heimatland nicht zurückschicken können - Asyl und Duldung. (Langfristig sind die Asylregelungen übrigens alt und längst überholt. Es gibt keinen sinnvollen Grund für die Unterscheidung beider Gruppen, es sei denn für die winzige Minderheit der Geduldeten mit tatsächlichen Chancen, dass es in absehbarer Zeit daheim besser wird.)

  • Bessere Integration dieser Menschen aus wirtschaftlichen Gründen. Dann kosten sie uns nämlich weniger Geld. Tatsächlich finden sich unter den Geduldeten z.B. solche, die nicht abgeschoben werden können, weil sie gerade hier eine Ausbildung machen. Das sind die Migranten, die wir hier haben wollen. Die, die sich integrieren, fortbilden und dann selber für ihren Lebensunterhalt sorgen. Passt aber nicht ins Narrativ also redet darüber keiner.

  • Härteres Durchgreifen gegen Schleuser, Menschenschmuggler und schnellere Abschiebung von Illegalen und Straftätern aus rechtlichen und wirtschaftlichen Gründen (nur versuchen halt immer wieder gerne Populisten dass zu verzerren und legale zu illegalen zu erklären -siehe z.B. Kretschmer mit dem Vorschlag legal Geduldete einfach in als sicher erklärte Länder abzuschieben als vermeintliche Sofortmaßnahmen gegen illegale Migranten- oder ein Narrativ über illegale Migranten anzufangen als wären das in der Tat so viele und hätten irgendwas mit der Mehrheit der legal in Deutschland lebenden Flüchtlinge zu tun -wem will man denn das Märchen erzählen, dass Millionen in Deutschland kein Problem sind (siehe z.B. Ukrainer zu Zeit) aber die weniger als 20 Tausend, die ausgewiesen werden sollten, uns massiv belasten?-).

Nenn mich vorrückt, aber ich gehe davon aus, dass die deutliche Mehrheit der Deutschen ein solches 3-Punkte Programm unterstützt. Nur werden wir halt erschlagen von Narrativen und Propaganda, die absichtlich alles vermischen. Und niemand kommt überhaupt dazu, tatsachenbasiert über das Thema zu diskutieren.

[–] DrunkenPirate@feddit.de 4 points 2 years ago (33 children)

Und niemand kommt überhaupt dazu, tatsachenbasiert über das Thema zu diskutieren.

Gut ich versuche es mal tatsachenbasiert: Ich tu mich schwer damit aus moralischen Gründen, so ehrenhaft die auch sind, allen Menschen denen es schlecht geht auf dieser Erde, eine Unterkunft und sichere Aufnahme zu geben. Das funktioniert nicht.

Ich gebe auch nicht jedem Bettler in der Stadt jedesmal Geld, weil es nicht seinen Zustand verbessert und ich dabei arm werde. Ab und an ja, da gebe ich was. Aber nicht immer.

Das ist eine Tatsache, die auch nie bei der Thematik diskutiert wird. Es wird mehr Flüchtlinge geben in der Zukunft durch die Klimakatastrophe. Wie werden wir damit umgehen? Allen können wir keine Aufnahme in Deutschland geben.

Disclaimer: Falls du jetzt mit dem Afd oder Nazi-Totschlagargument kommst, bin ich draussen aus der Diskussion.

[–] federalreverse@feddit.de 10 points 2 years ago* (last edited 2 years ago) (10 children)

Das ist eine Tatsache, die auch nie bei der Thematik diskutiert wird. Es wird mehr Flüchtlinge geben in der Zukunft durch die Klimakatastrophe. Wie werden wir damit umgehen?

Ich habe langsam Angst davor, diese Frage ehrlich beantwortet zu sehen. Ich sehe, was um uns herum in Europa passiert, ich sehe, was in Deutschland passiert. Ich glaube, in den nächsten zehn Jahren wird Frontex einen Schießbefehl bekommen. Jedenfalls, wenn die EU weiter die Debatte über Fluchtursachen in dieser Form verweigert. Und wenn so viele Länder auch noch Integration verweigern.

Wir könnten eigentlich mit ernst gemeinter Hilfe bei der Klimaanpassung, Hilfe beim Aufbau moderner Gesellschaften und fairerem Welthandel jede Menge Flucht verhindern. Aber dazu müssten wir hier in unseren Gesellschaften mal anfangen, Ursachen zu diskutieren, anstatt uns darüber aufzuregen, wie schlecht die Menschen sind, die hierher kommen.

[–] Ooops@kbin.social 3 points 2 years ago (1 children)

Ich habe langsam Angst davor, diese Frage ehrlich beantwortet zu sehen.

Dann wirken die Narrative also. Deutschland nimmt mit Abstand die meisten Flüchtlinge auf (nur wenige Länder mit sehr kleiner Bevölkerung schaffen mehr pro Kopf und Deutschland ist auch noch vergleichweise groß). Im Jahr 2022 z.B. waren es in Relation zur Bevölkerung 0,15%... Fühlst du da schon die Panik in Flüchtlingen zu ertrinken? Wenn ja, dann liegt es nicht an den Fakten.

[–] federalreverse@feddit.de 2 points 2 years ago* (last edited 2 years ago) (2 children)

Fühlst du da schon die Panik in Flüchtlingen zu ertrinken? Wenn ja, dann liegt es nicht an den Fakten.

Das ist überhaupt nicht, was ich geschrieben habe.

Meine Angst bezieht sich darauf, dass die Debatte so krass zugespitzt ist, dass radikal menschenverachtende Lösungen wahrscheinlich werden, vor allem, wenn es bis 2050 tatsächlich 500 Mio. Geflüchtete weltweit gibt.

Wie viele neue Mitglieder aus einem anderen Kulturkreis eine Gesellschaft aufnehmen kann, halte ich für eine Frage, auf die es keine feste Antwort gibt. Wenn man neu in DE Ankommenden die Möglichkeit auf Arbeit gäbe und ihnen eine deutsche Patenfamilie zuordnet, sodass sofort Anschluss besteht, wäre mehr möglich. Politisch scheint der Diskurs aber in die Richtung zu beschränkt zu werden, dass man zwingend separate Unterbringung für Geflüchtete braucht, sodass kein Biodeutscher je mit ihnen interagieren muss.

(Meine Eltern hatten sich vor über einem Jahr auf einen Aufrauf der Stadt gemeldet, um ukrainische Geflüchtete aufzunehmen. Auch auf Nachfrage hat die Stadt sich danach nicht wieder gemeldet.)

[–] ebikefolder@feddit.de 2 points 2 years ago

Diese 500-Millionen-Prognose sollte viel deutlicher kommuniziert werden: Wenn wir es heute nicht mal schaffen, mit der derzeitigen Pillepalle-Situation umzugehen, dann gute Nacht!

Wir brauchen mehr Zusammenarbeit. Wenn nötig, totaler und radikaler, als wir sie uns heute überhaupt erst vorstellen können [tm]

Aber in der Politik finden sich (nicht nur in dieser Frage) nichts als Feiglinge die den Völkern nichts, aber auch gar nichts zutrauen.

Die Wahrheit könnte ja Teile der Bevölkerung verunsichern. Wirklich? Die Leute sollen verunsichert werden und Angst haben. Denn Angsthasen sind leichter manipulierbar als selbstbewusste informierte Bürger.

[–] Ooops@kbin.social 1 points 2 years ago* (last edited 2 years ago)

Wie viele neue Mitglieder aus einem anderen Kulturkreis eine Gesellschaft aufnehmen kann, halte ich für eine Frage, auf die es keine feste Antwort gibt.

Aber da geht's ja schon los. Die Frage wird gar nicht erst gestellt. Stattdessen lassen wir uns von rechten Medien und Politikern Lügenmärchen erzählen, über die Masse von Flüchtlingen, die uns überschwemmt.

Also reden wir doch mal darüber, ob wir weniger als 0,2% zusätzliche Flüchtlinge im Jahr verkraften? Oh. Ja, stimmt. Die Zahl ist lächerlich. Also reden wir doch darüber, ob unsere Gesellschaft in ein paar Jahrzehnten das 10fache verkraftet? 1,5% der Bevölkerung. Oh, das wirkt dann immer noch nicht groß und bedrohlich genug und nicht wie eine ernstgemeinte Frage?

Tja, genau das ist aber die Realität. Wie werden mit Narrativen und Scheindebatten gefüttert, um eben eine negative Reaktion gegen Flüchtlinge und Ausländer allgemein herbeizureden, die von der Tatsachen und Zahlen in keinster Weise unterstützt werden. Deshalb lügt sich Friedrich Merz stattdessen eine Schwemme von Flüchtlingen, die das Gesundheitssystem blockieren, zusammen,

Natürlich müssen wir wahrscheinlich irgendwann über Zahlen reden. Aber aktuell sieht es so aus, dass wir den Punkt nie erreichen werden. Weil jetzt -wo die Zahlen ein schlechter Witz sind- geht's ja stattdessen schon nur um Schreckgeschichten und Märchen.

PS: Diese 500 Millionen sind aber auch keine lokalen gegrenzten Flüchtlingsströme auf Grund von Konflikten (wie z.B. gerade die bei uns ankommenden Menschen aus Syrien etc.). Wir reden hier davon ob, eine Welt mit 8 Milliarden+ dann sogar 5% aus unbewohnbar werdenden Gebieten verkraften kann. 5%...auch nicht jährlich -denn in den Gebieten werden keine nachwachsen- sondern über Zeiträume von Jahren oder einem Jahrzehnt und mehr.

Und nenn mich verrückt. Aber ja. Ich denke das ist möglich. Aber dafür müssen wir die ganzen Lügner, Märchenerzähler und Populisten loswerden und endlich anfangen vernünftige Methoden der Integration zu entwickeln. Jetzt, wo es in Wirklichkeit sehr überschaubar ist und nur völlig anders dargestellt wird.

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