this post was submitted on 15 Sep 2025
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Frag Feddit
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Ein linguistisches Phänomen, das ich interessant finde, ist dieses:
Unregelmäßige Verben haben die Tendenz, im Laufe der Zeit regelmäßig zu werden. Ob und wie schnell das passiert, hängt (unter anderem) davon ab, wie häufig das Verb im Alltag benutzt wird. Häufiger benutzte Verben behalten ihre Unregelmäßigkeit, seltener benutzte verlieren sie.
Das liegt daran, dass wir die Spezialregeln, die für ein Verb gelten, schlicht vergessen, wenn wir es nicht oft benutzen, und dann stattdessen die Standardregeln der jeweiligen Sprache anwenden. Je öfter das für ein Verb passiert, desto mehr geht die Unregelmäßigkeit verloren. Irgendwann haben ausreichend Muttersprachlys vergessen, wie das Verb ursprünglich gebildet wurde, und wenden nur noch die Standardregeln an, was bedeutet, dass das Verb regelmäßig geworden ist.
Deswegen bleibt z.B. "sein" unregelmäßig, während "er/sie/es bäckt" eher selten geworden ist und niemand* mehr "er/sie/es buk" sagt, sondern "backt" und "backte".
*
jaja, du sagst immer noch "bäckt" und "buk", du besondere Schneeflocke ;DEigentlich sagt auch niemand "Er backte die Brötchen". Umgangssprachlich ist das Perfekt üblich: "Er hat die Brötchen gebacken".
Ist das nicht weil der Prozess abgeschlossen ist? Keine Ahnung kann kein Deutsch
Diese Differenzierung nimmt im Alltag kaum jemand vor. So gut wie Alle benutzen umgangssprachlich stets das Perfekt: "Ich habe gestern gearbeitet", statt Präteritum: "ich arbeitete gestern". Weil es lebendiger und aktiver wirkt und leichter zu bilden ist.
Das Präteritum wird von den meisten vermutlich als Schriftsprache oder formell empfunden, selbst wenn wenn es korrekt wäre.
Technisch korrekt, aber in der Umgangssprache ist das meistens egal, da wird eher Perfekt benutzt, um Vergangenheit auszudrücken, auch wenn Präteritum "richtiger" wäre. (Komischerweise scheint es im Englischen genau umgedreht zu sein)
Er ~~buck~~ buk die Brötchen
☝️ Er buk die Brötchen
Das ist richtig, ist aber ein anderes Phänomen :)
Oder umgangssprachlich auch oft ganz entfallen und irgendwie generisch:
Von wem sind die Brötchen? Die hat Papa gemacht.
Wenn ein Kind sagte: "Papa buk.", fragten Eltern sich vermutlich auch, was mit dem Kind los sei...