this post was submitted on 14 Aug 2025
78 points (98.8% liked)
DACH - Deutschsprachige Community für Deutschland, Österreich, Schweiz
4184 readers
316 users here now
Das Sammelbecken auf feddit.org für alle Deutschsprechenden aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und die zwei Belgier. Außerdem natürlich alle anderen deutschprechenden Länderteile der Welt.
Für länderspezifische Themen könnt ihr euch in folgenden Communities austauschen:
___
Aus gegebenem Anlass werden Posts zum Thema Palästina / Israel hier auf Dach gelöscht. Dasselbe gilt zurzeit für Wahlumfragen al´a Sonntagsumfrage.
___
Einsteigertipps für Neue gibt es hier.
___
Eine ausführliche Sidebar mit den Serverregeln usw. findet ihr auf der Startseite von feddit.org
___
founded 1 year ago
MODERATORS
you are viewing a single comment's thread
view the rest of the comments
view the rest of the comments
Hier stecken zwei Fehlannahmen drin. Erstens, meine ich mit Legalisieren nicht so wie es bei Alkohol und Tabak der Fall ist. Die Situation ist eine komplette Katastrophe. Was ich mir darunter vorstellen ist eine Reglementierung mit Fachgeschäften, damit ein legaler Zugang immer noch Möglich ist, aber über Gefahren aufgeklärt werden kann und die Drogen nicht an jeder Ecke erhältlich sind.
Zweitens ist es ja bei illegalen Drogen so, dass die Haupt Gefahr die Illegalität ist. Das beginnt bei der Herstellung, wo du nicht weißt mit welchen Chemikalien und unter welchen Hygienestandards gearbeitet wird. Dann kommen natürlich noch die Streckungsmittel hinzu, die teilweise Selber schwere Gesundheitsschäden hervorrufen (Beispiele wären Haarspray oder Sand bei Cannabis, aber Synthetische Drogen werden teils auch mit Dingen wie Rohrreiniger oder Rattengift gestreckt), aber gleichzeitig Sorgen sie zu variierenden Reinheitsgraden. Beispiel: Heroin. Eine Person ist an einen Reinheitsgrad von 80% gewöhnt und weiß wie viel sie nehmen kann ohne zu sterben. Beim nächsten Einkauf erwischt sie dann aber eine Charge mit 90% Reinheit, nimmt die üblichen Dosis, weil sie halt von 80% Reinheit ausgeht, und stirbt anschließend an einer unbeabsichtigten Überdosis. Was auch ein weiteres Risiko des Schwarzmarktes ist, ist Fentanyl (wobei das primär in den USA der Fall ist), welches aufgrund der geringen Beschaffungskosten beigemischt wird um die Gewinnmargen zu erhöhen. Gleichzeitig macht Fentanyl enorm abhängig und sorgt somit dafür, dass Konsumierende Fentanylanhängig werden, ohne dies jemals zu beabsichtigen. Die Konsumenten sind dann somit gezwungen immer und immer wieder zu kommen um den Suchtdruck zu stillen.
Wie würde also eine Legalisierung gegen diese Probleme helfen:
Wenn die Drogen legal erhältlich sind kannst du dir sicher sein, dass die Qualität gut ist. Dass du dir keinen Rohrreiniger spritzt, dass sämtliche Standards um eine Qualität des Produktes sicherzustellen eingehalten wurden und vor allem reicht ein Blick auf die Packung um zu sehen, wie viel Wirkstoff enthalten ist. Das ganze reduziert Gesundheitsschäden durch streckungsmittel und Tote durch Überdosierungen aufgrund von variierenden Reinheitsgraden.
Eine repressive Drogenpolitik sorgt zudem dafür, dass die Hürde um sich Hilfe zu suchen deutlich höher ist. In einer Gesellschaft, wo du keine Angst haben musst, verfolgt oder stigmatisiert zu werden weil du in eine Abhängigkeit gerutscht bist suchen sich Betroffene deutlich seltener Hilfe. Das gilt zum einen für bereits abhängige Personen, als auch für Personen die vielleicht andere Drogen nehmen wollen und sich dann lieber im vornherein informieren.
Was hat das damit zu tun, dass es immer einen Markt für Drogen geben wird und dieser auch bedient wird. Ob legal oder illegal ist egal.
Es ist faktisch unmöglich durch Überwachung Kriminalität zu verhindern, ohne dass du nicht jede einzelne Person 24/7 über wächst und faktisch Privatsphäre abschaffst. Ganz egal wie gut dein Überwachungsapparat ist, Kriminelle werden IMMER Wege finden, vor allem wenn sich damit enorm viel Geld machen lässt (was ja bei Drogen der Fall ist). Zudem ist es aufgrund der Globalisierung auch nicht möglich den ganzen Frachtverkehr zu über wachen, einfach aufgrund der schieren Masse. Eine automatisierte Überwachung ist niemals Fehlerfrei und lässt entweder viel durchgehen, oder hat Haufenweise Fehlalarme. Außerdem arbeiten Kartelle ja mittlerweile teilweise mit eigenen U-Booten (gibt da ein gutes Video von Simplicissimus zu) um die Drogen zu schmuggeln. Das endet nur in einem einzigen Katz und Mausspiel, deren Verlierer der Ottonormalbürger ist, weil die Überwachung seine Privatsphäre vernichtet.
Ein Krieg gegen Drogen um die Leute zu zwingen diese nicht zu konsumieren hat noch nie funktioniert und wird auch nie funktionieren.
Wir sollten lieber mal nach Portugal schauen, welches sämtliche Drogen entkriminalisiert hat und weltweit mit die Geringsten Probleme mit Drogenkonsum hat. Niemand der sich ernsthaft mit der Thematik beschäftigt hat sagt, dass eine Prohibition funktioniert.
Ok, ich sehe ich habe deinen Punkt mit der kompletten Legalisierung wohl anders verstanden als du ihn gedacht hast.
Das ist prinzipiell eine gute Idee, setzt voraus, dass gleichzeitig der illegale Markt beseitigt wird. In dem Sinne kann ich mir schon eine Distribution wie von dir beschrieben vorstellen - mit Alterskontrolle, Aufklärung und co. Gleichzeitig müsste aber der Besitz und Vertrieb von nicht aus offiziellen Quellen stammendem Stoff massiv unterdrückt werden. D.h. du wirst mit nicht in offiziellen Läden verkauftem Stoff erwischt - du fährst ein. Um hier Fälschungen zu verhindern müsste man den Verkauf der Ware personenbasiert tracken, (vielleicht über die Gesundheitskarte?), so dass bei einer Kontrolle schnell überprüfbar ist ob eine Person "legale" Drogen bei sich trägt oder eine (vielleicht billigere) Schwarzproduktion dabei hat.
Man muss Kriminalität ja nicht zu 100% ausrotten (das ist - wie du ja schon schriebst - eh unmöglich), man muss es nur schwierig und unbequem genug machen um sie auf ein gesellschaftlich hinzunehmendes Maß zurückzudrängen. Nur mal als Beispiel (hier aus meiner Kleinstadt):
Wir haben hier einen Stadtpark in dem die Drogenszene über die letzten ~15 Jahre immer mehr gewachsen ist, seinen Höhepunkt hat das ganze erreicht als du (übertrieben gesprochen) über die Konsumenten steigen musstest wenn du deinen Hund ausgeführt hast. Was hat das ganze geändert? Viele, viele Fußstreifen, ein paar Pressewirksam eingetretene Haustüren und Festnahmen. Ich bin mir sicher wir haben hier immer noch eine Drogenszene und entsprechende Dealer... diese ist aber deutlich vorsichtiger geworden.
Wenn die Legalisierung gut umgesetzt wird, also mit legaler Produktion und dass die Drogen auch bezahlbar sind, dann trocknet der Schwarzmarkt aus. Es gibt ja eigentlich nur genau dre Gründe, wieso jemand auf den Schwarzmarkt zurückgreift:
Es gibt keine legalen Beschaffungswege
Die legalen Beschaffungswege sind deutlich umständlicher als der Schwarzmarkt
Der Schwarzmarkt ist signifikant günstiger.
Besonders der zweite Punkt ist hierbei enorm wichtig. Das was du vorgeschlagen hast (mit tracking Der Drogen) würde nur dazu führen, dass der Schwarzmarkt weiterhin existiert. Wenn ich durch 10 Ringe springen muss, anschließend fremde Personen nachvollziehen können, wann ich welche Drogen konsumiert habe und jederzeit Angst haben muss, dass wenn ich die Drogen aus der Tüte nehme und die somit nicht mehr "offiziell" sind ich eh verkackt werde, dann werden die allermeisten eher auf den Schwarzmarkt gehen. Solange der Schwarzmarkt eine bessere Verfügbarkeit hat, wird er existieren. Deswegen ist der Gedanke, dass wir alles tun müssen und alle Drogen Tracken müssen, damit alle die vom Schwarzmarkt bestraft werden grundsätzlich falsch. Den Schwarzmarkt kann man nur durch ein besseres Angebot besiegen und nicht indem man weiterhin Konsumierende bestraft.
Das ist übrigens auch der Grund, weshalb es immer noch einen ziemlich Großen Schwarzmarkt für Cannabis gibt. Wenn ich nicht den Platz zum selber anbauen habe, keinen CSC in meiner Nähe bzw zu wenig konsumieren, als dass sich eine Mitgliedschaft lohnt und nicht den Weg über die Telemedizin gehen will, werde ich such weiterhin vom Schwarzmarkt beziehen. Wenn wir mal nach Kannada schauen, wo es lizenzierte Fachgeschäfte gibt, sehen wir, dass dort nur ein winzig kleiner Teil der konsumierenden vom Schwarzmarkt kauft. Und das ohne einen riesen Überwachungsapparat.
Es wird immer Drogen geben, die du einfach nicht legal verkaufen kannst (ich sage nur "Großviehanästhetikum") ohne damit Leuten direkt den goldenen Schuss zu setzen... dann hast du halt auch einfach auf der Seite der Kriminellen einen gewissen Wettbewerb neues, "besseres" Zeug auf den Markt zu werfen - sofern wir nicht alle Sicherheitsstandards gleich aufgeben wollen wäre so etwas nicht mal eben zu reproduzieren. Und dann gibt es ja noch die Gruppe die eh keinen Zugang zu solchen spezialisierten Geschäften hätte: Minderjährige.
Kurz: Den Schwarzmarkt wird es so oder so geben.
Wenn nicht nachvollziehbar wäre was mit den verkauften Drogen passiert (sie also der kaufenden Person zuzuordnen sind), wie verhinderst du dann, dass jemand die hochqualitative Ware kauft und diese in großem Stil z.B. an Minderjährige weiterverkauft?
Die Handhabung von Cannabis durch die diversen Staaten kann hier glaube ich auch nicht unbedingt als generelles Maß herangezogen werden - das ist so als würde man in der Alkohol Kategorie nur von Bier sprechen.
Das Problem ist halt, dass man als Staat immer die Wahl hat zwischen "Wir ermöglichen eine regulierte Abgabe von qualitativ Hochwertiger Ware" oder "Wir überlassen konsumierende dem Schwarzmarkt". Was für Gefahren der Schwarzmarkt birgt habe ich ja bereits erklärt. Genauso das wenn für etwas ein Markt besteht, dieser auch bedient wird. Zur Not auch illegal. Es ist natürlich nicht einfach, die Balance zwischen "Wir ermöglichen Personen zu Medikamenten zum Freizeitkonsum" und dem Fakt, dass diese eigentlich für andere Dinge gedacht sind.
Das was du beschreibst ist quasi der Markt für die research chemicals. Also neue Substanzen, die meistens ähnlich wie bestimmte Substanzen wirken, aber chemisch eine andere Zusammensetzung haben und somit nicht verboten sind (also die werden meist irgendwann verboten, aber das ist halt ein ewiges Katz und Maus Spiel). Es gibt natürlich diesen Markt, aber er ist nicht ansatzweise so groß wie der konventionelle Drogenmarkt. Außerdem werden oftmals research chemicals halt einfach aus dem Grund konsumiert, weil sie halt legal sind und nicht gestreckt worden sind. Das Risiko unbekannte Chemikalien zu konsumieren ist meistens deutlich geringer als das des Schwarzmarktes. Das heißt also, dass wenn ich die Droge meiner Wahl, wo die Nebenwirkungen gut erforscht sind, legal erhältlich ist, werde ich auch diese bevorzugen. Außerdem haben natürlich auch legale Produzenten Anreize neue Drogen zu entwickeln. Was du auch niemals unterschätzen solltest ist die Faulheit der Menschen. Wenn ich problemlos legal an mein Stoff komme, wieso soll ich dann mich mit irgendwelchen Dubiosen Gestalten in nem Park treffen? Selbst wenn der irgendwelches Zeug hat, dass deutlich mehr kickt. Es werden natürlich Leute genau das tun, aber nur ein kleiner Teil.
Wie erwähnt, man muss das immer im Verhältnis zur aktuellen Situation sehen. Die wenigsten Dealer werden sagen "Ja sorry, du bist noch nicht 18. Kriegst kein Stoff". Der Dealer verkauft den Kinder doch liebend gern seinen Stoff und wenn er gerade mal kein Gras da hat, bietet der denen auch liebend gerne anderen Kram an, auf dem die dann Kleben bleiben. Außerdem kommen aktuell alle die an Drogen kommen wollen auch an Drogen. Eine legalisierung trocknet aus bereits erläuterten Gründen massivst den Schwarzmarkt aus und verringert so auch die Verfügbarkeit von Drogen für minderjährige. Natürlich kannst du nicht verhindern, dass Menschen dann Drogen an Minderjährige verticken. Aber es ist immer noch besser, wenn der Stoff aus legalen Quellen kommt, weil der clean ist. Jugendliche die an Drogen kommen wollen, werden immer an Drogen kommen, jedoch ist der Jugendschutz auf dem Schwarzmarkt faktisch nicht existent und somit kann er nur besser werden.
Natürlich ist Cannabis keine Mustervorlage für alle Drogen. Verschiedene Drogen müssen im Detail andere Konzepte zur legalisierung haben. Jedoch sind die Auswirkungen einer legalisierung identisch.